Fr. Nov 22nd, 2024

FPI hat überlegt, diese Abhandlung in einen anderen Artikel zu integrieren, sich aber dann dagegen entschieden. Nun, neuer Artikel zum Thema “Schlacht von Philippi in 2022”.

Von Gelände- Gewinnen / Gelände- Beherrschung / und Gelände- Sinnlosigkeit

Irgendwer hat irgendwann erfunden, dass es gut sei, wenn man bei militärischen Aktivitäten, möglichst viel Gelände / Land erobere – und dieses Land dann auch hält.
Diese Überlegung ist nicht grundfalsch – jedoch OHNE Differenzierung – eine de facto Katastrophe.

Differenzierung: Es gibt wert-volles und wert-loses Land.

Wertvoll kann ein Land / eine Region sein, wenn beispielsweise dort Kriegs- wichtige Bodenschätze sind. Beispielsweise Öl- Felder. Solches Land sollte man erobern und halten, damit die eigene Kriegs- Maschine möglichst gut mit Öl versorgt ist.

Hat man einfachen Ackerboden (wie in der Ost- Ukraine), und man hat selbst genug Ackerboden (wie Russland), so ist dieser Ackerboden dort nur von geringer Bedeutung.

Ist das Land Wüste – mit Öl- Quellen – dann ist es wertvoll. Ist das Land Wüste – OHNE Öl- Quellen (und sonstige wesentliche Bodenschätze) – dann ist es wertlos. Rommels Wüstenkrieg im 2. WK war eine der sinnlosesten Feldzüge überhaupt (ein genialer Rommel in einem völlig sinnlosen Feldzug / weil die Wüste die er eroberte, nichts hatte, was es wert war erobert zu werden).

Rommel in Afrika: Vergeudung von Menschen und Material an einer völlig sinnlosen Front. Absolut kontra- produktiv: Diese (in Afrika aufgeriebenen) Truppen fehlten, als es darum ging, Sizilien und Süd- Italien zu verteidigen.

Deutschland hat in beiden Weltkriegen eine Gelände- Maximierung- Militär- Ziel- Politik betrieben. Im 2. Weltkrieg ging die Front vom Nordkap bis Griechenland, und in Afrika (in sinnlos- Wüsten ohne Öl und ohne sonstige Bodenschätze) war auch noch Krieg.
Deutschland hat so – in beiden Kriegen – seine Kräfte maßlos überdehnt (man wollte Gelände beherrschen, ohne sich der Kosten bewusst zu sein), und beide Kriege verloren.

Wikipedia zum Thema Relevanz:
Relevanz (lat./ital.: re-levare „[den Waagebalken, eine Sache] wieder bzw. erneut in die Höhe heben“) ist eine Bezeichnung für die Bedeutsamkeit und damit sekundär auch eine situationsbezogene Wichtigkeit, die jemand etwas in einem bestimmten Zusammenhang beimisst. Das Wort ist der Bildungssprache zugeordnet und bezieht sich auf Einschätzungen und Vergleiche innerhalb eines Sach- oder Fachgebietes. Das Antonym Irrelevanz (Adjektiv: irrelevant) ist entsprechend eine Bezeichnung für Bedeutungslosigkeit im gegebenen Zusammenhang, umgangssprachlich vereinfacht auch für allgemeine Sinnlosigkeit oder Unwichtigkeit. Das Fremdwort für eine allgemeine, qualitativ messbare Wichtigkeit ist Importanz.

Konzentrierte Kampfkraft gegen Gelände- Maximum

Wie misst man Kampfkraft?
Das ist einerseits die Bewertung der Waffentechnik – UND – bezogen auf die Menge der eingesetzten Soldaten – die Anzahl der Soldaten per Front- Kilometer.
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Die Bewertung der Waffen-Technik ist eine Wissenschaft für sich, und gewissen Relativitäten unterworfen. Die moderne Waffentechnik hat dieses Wertungs- Kriterium zu einer partiell sehr schwierigen und schwer umzusetzenden Wissenschaft erhoben (wer das gut kann, der ist echt gut drauf).
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Die Bewertung des Soldaten- Einsatzes, im Rahmen ihrer Kampfkraft- Wirkung, ist aber sehr einfach zu berechnen:

25 Front- kmFrontlänge250 Front- km
400 Mann per Front-KilometerBei 10.000 Mann40 Mann per Front-Kilometer
40 Mann per 100 Front-Meter 4 Mann per 100 Front-Meter

Ehemals auch “Gewehre per Kilometer” genannt.

Mit einer Verkürzung der Front, werden also mehr Soldaten per Front- Kilometer verfügbar, und somit wird die Kampfkraft im Rahmen der Front – durch Truppen- Verdichtung – gestärkt / die Front “gehärtet” wie manche auch sagen.
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Die technische Kampfkraft entscheidet – in all ihrer Relativität – und die Mannstärke per Front- Kilometer entscheidet – und die ist absolut feststellbar.

Die Kampfkraft wird punktuell wirksam. Es kommt darauf an, die richtige Stärke, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen, um eine militärische Aufgabenstellung zu bearbeiten.

Punktuell heißt, es sind Gelände- Punkte – Schlachtfelder – die jeweils im Einzelfall entscheiden. Diese Schlachtfelder haben sich ausgedehnt / früher Stand Soldat neben Soldat / nun fahren Panzerarmeen im Gelände – und das Schlachtfeld muss deshalb in heutiger Zeit größer sein.

Punktuell ist es aber so, dass die jeweiligen Einzel- Punkte, die Einzel- Gefechte (bei Infanterie- Gefechten) oder Einzel- Schlachten (wenn viel Technik zum Einsatz kommt), die militärische Lage entscheiden.
Wer die entscheidenden Einzel- Schlachten gewinnt, gewinnt den Krieg.
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Ein gewisser Sun Tzu beschäftigte sich damit, Schlachten (also Punkte) zu gewinnen, NICHT damit, Gelände zu erobern.

Sun Tzu, und die Sammlung seiner Werke / militärischen Betrachtungen / Empfehlungen im Buch “The Art of War”.

Abnutzungs- Krieg: Putin macht ihn, lässt ihn aber nicht bei sich / mit sich machen

Putin stand vor der Entscheidung, entweder eine politische Beliebtheits- Entscheidung zu treffen (wir halten die Charkov- Front wie sie ist), oder eine militärische Optimierungs- Entscheidung zuzulassen (Front- Verkürzung – wie nun umgesetzt) – was Putin heftige politische Troubles bescheren würde (von der Außenwirkung ganz zu schweigen).
Putin entschied sich für die militärische Optimierungs- Entscheidung (und gegen seine eigenen Polit-Beliebtheits-Werte).

Bezogen auf den Frontverlauf in der Region Charkov – ca. 250 Front- Kilometer / bezogen auf den kurvigen Frontverlauf wurden aufgegeben – nahm Putin so der NATO / Ukraine ihre Spielwiese weg.

Diese Entscheidung führt dazu, dass die NATO / Ukraine nun nicht – wie beabsichtigt – die weiche russische Charkov- Front als Angriffs- Ziel hat (denn diese Front gibt es nicht mehr), sondern die verdichtete – gehärtete Süd- Front, also die Nord- Grenzen von Luhansk und Donetsk angreifen muss.
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Das russische Gebiet in der Ukraine (pink), in seinen neuen (kleineren) Ausdehnungen. Schießstand beim Abnützungskrieg: Wenn ich einen Schießstand anlegen müsste, mit dem schönen Halbrund, und so weiter, würde ich ihn auch so anlegen.

Putin hat mit dieser Front- Verkürzung der NATO / der Ukraine – ein Danäer- Geschenk gemacht (es waren die Danäer, die bei Troja das Pferd als Geschenk zurück ließen).

FPI hat berichtet, das die russische Armee in der Ukraine einen Abnützungs- Krieg gegen die NATO (die Waffen, Ausbildner und Söldner stellt) und die Ukraine- Armee führt.
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Nun hatte sich die NATO im Rahmen der Ukraine gedacht – Abnützungs- Krieg, das können wird doch auch machen – und zwar entlang der russischen Charkov- Front.
Genau das hat Putin mit seiner Entscheidung – die 250 Charkov- Front- km aufzugeben – verhindert.

Die NATO / Ukraine kann nun nicht mehr einfach gefahrlos die schwache Charkov- Front mit Nadelstichen angreifen, SONDERN muss nun die gehärtete russische Süd- Front angreifen.
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Die NATO / Ukraine hatte geglaubt, sie könne Sahne- Creme von der russischen Charkov- Front abschaben, und im Mund zergehen lassen, statt dessen müssen sie nun die russischen Armee- Kieselsteine mit Beton- Verstärkung, der russischen Süd- Front kauen – das kann die Zähne heftig schädigen.

Bei Sahnecreme kommt (nur) Karies, bei Kieselstein- Kauen geht das Gebiss flöten.

Die West- Politiker-innen und Medien stellen diesen Rückzug als glorreichen Ukraine- Sieg dar, und sind vor Freude, in Euphorie- Hype. Ahnungslose no- Brainer, die schon die Bibel beschrieb: “O Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, wofür sie jubeln.”
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Das Primat der Politik über das Militär ist einer der Grundpfeiler einer soliden demokratischen Republik.
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Das heißt aber nicht, dass das Militär still sein muss, und bedingungslos gehorcht (auf Gehorsam und Befehls- Notstand hat sich die Wehrmacht nach dem 2. Weltkrieg berufen), SONDERN, das heißt, das Militär hat seine Aufgabe im Rahmen der demokratischen Prozesse wahrzunehmen, und über Militär- Fakten und Militär- Gefahren die Politik umfassend aufzuklären.
Die führenden Militärs haben mit ihrer Fachmeinung, den Polit- Phantasten entgegenzutreten, und vor militärischen Unmöglichkeiten / Gefahren / Problemzonen / Desaster- Zonen zu warnen. “Hört zu Politiker, was ihr da träumt, ist militärisch in seiner Umsetzung, … (was eben gegeben ist).”
Es ist die Pflicht der Militärs in einer Demokratie, die Politik über die Grenzen und vor allem die Gefahren der militärischen Möglichkeiten aufzuklären, und – wenn möglich – damit Polit- Fehl- Entscheidungen im militärischen Bereich zu verhindern.
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Solche Militärs – die den Polit- Phantsien die Militär- Realitäten entgegensetzen – gibt es heute nicht mehr. Sollte ein Militär zu realistisch die Lage darbringen, ist er Stunden später seinen Job los, und wird durch einen Polit- konformen Speichellecker ersetzt.
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Russland funktioniert genau so. 2-3 Tage vor dem Rückzug der russischen Armee, hatten Verteidigungsminister Schoygu, Generalstabschef Gerasimov und Präsident Putin ein 6-Augen-Gespräch, in dem dieser Rückzug beschlossen wurde.
Putin traf die Entscheidung – politisch unpopulär aber militärisch notwendig.
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Im Westen funktioniert das – die militärischen Grenzen zu erkennen / Gefahren zu minimieren, schon lange nicht mehr – sic! Würde das funktionieren, hätte es Libyen, Syrien, etc. – Afghanistan gar nicht erst gegeben.
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Appendix: Nord- und Mittel- Zone der Ukraine: Warum hat es sie überhaupt gegeben?

Wozu waren eigentlich die Nord-Zone (jene nördlich und östlich von Kiev – die schon vor langem aufgegeben wurde) und die Mittel-Zone (jene die jetzt aufgegeben wird) gut?
Zur Pufferung von eventuellen Ukraine- Gegenangriffen:
Sollte die Ukraine im Zuge des Einmarsches auf die Idee kommen, Gegen- Angriffe gegen Russland zu starten, so sollten diese Gegenangriffe / die Kämpfe / auf Ukraine- Gebiet ausgetragen werden / NICHT auf russischem Gebiet.
Diese Funktion ist nun überholt, denn die Ukraine hat mit HIMARS ein System, mit dem es weit entfernte Ziele in Russland problemlos angreifen kann (Reichweite bis 300 km / je nach Munitionsart). Solche Angriffe sind jedoch nicht durch Pufferzonen aufzuhalten, sondern durch eine gute Luftabwehr – und die Luftabwehrbatterien Russlands lassen (fast) nichts durch (nur Artillerie- Granaten schaffen es ungehindert einzudringen – Raketen nicht).
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