Do. Dez 26th, 2024

Titelbild: Russische Haubitzen „Coalition“ auf Armata- Fahrgestell

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Artillerie – die Königin des Schlachtfeldes
Die Artillerie galt lange Jahrhunderte lang, als die Königin des Schlachtfeldes – hatte dann einen Durchhänger von etwar 2005 bis 2020 im Westen (nicht jedoch im Osten), und ist jetzt – nach Syrien und im Rahmen der Ukraine – wieder in ihrer Position = Königin des Schlachtfeldes – bestätigt worden.

Kaiser Maximilian (1459-1519) galt als der letzte Ritter. Weniger bekannt ist, dass er der erste Kanonier der Neuzeit war. Durch seine Förderung der Artillerie im Kriege, wurden die Ritter zum Aussterben „gezwungen“. Die Königin des Schlachtfeldes – die Artillerie – wurde von Maximilian dahingehend inthronisiert.

Da gab es eine Zeit, in der die Artillerie als veraltet galt. Luftangriffe seien besser – wozu noch die Artillerie – war die Frage – die vor allem aus den USA kam.
Nach dem Golfkrieg von 2001 war diese Strömung sehr stark – und hielt bis ungefähr 2020 an. Dann wurden die Gefechts- Erfahrungen Russlands in Syrien auch im Westen berücksichtigt.
Im Westen wurden Artillerie- Entwicklungen eingestellt – im Osten / in Russland NICHT (hier wurde ganz im Gegenteil forciert).

Syrien zeigte die Brauchbarkeit der Artillerie.
Russland hatte die Erfahrung gemacht, dass Einheiten, die eine Kanone dabei hatten, sehr viel effektiver den Feind im taktischen Kleinkampf bekämpfen konnten, als jene Einheiten, die sich ohne Kanone auf die Luftwaffe verlassen mussten.
Luftangriffe dauern. Das Flugzeug muss erst mal ins Kampfgebiet kommen und macht dann den Angriff. 15-20 Minuten – oder mehr – können so vergehen – und in dieser Zeit kann sich das taktische Geschehen so verändert haben, dass ein Luftangriff nicht mehr nötig ist oder aber nicht mehr möglich.
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Mit einer Kanone hat man diese Verzögerung nicht.
Die Problemzone wird erkannt, die Kanone schießt – einmal oder mehrmals – und das Problem ist dann (hoffentlich) erledigt.

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Dieses Konzept – gezogene Artillerie bei Kampfeinheiten – funktionierte gegen Syrien- Islam- Kämpfer gut, nicht jedoch, wenn der Gegner über Gefechtsfeld- Radar verfügte und die Artillerie so lokalisieren und mit Präzision bekämpfen konnte.
Die Islamisten hatten kein Gefechts- Feld – Radar, die Türkei schon. Es kam in einem kurzen Zeitraum vor, dass die Türken ihre Daten mit den Islamisten teilten – und diese Syrien- Artillerie (bei der auch russische Militär- Berater waren) ausschalteten.
Dass diese Daten- Teilung keine gute Idee war, merkten die Türken – es war ein kurzer Zeitraum, dann machten sie das nicht mehr.

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Artillerie ist back – aber durchaus skaliert.
SELBSTFAHRENDE Rohr- und Raketen- Artillerie ist jene Gefechtsfeldwaffe, der man wohl eine rosige Zukunft voraussagen kann. Sie hat die Zukunft für sich.

Rohr- Artillerie:

Self propelled howitzer track (US-M109)
Self propelled howitzer wheel (UK-Archer):

Raketen- Artillerie:

Self propelled rocket artillery track (Russia / TOS 1A
Self propelled rocket artillery wheel (India / Pinaka System):

GEZOGENE Rohr- und Raketen- Artillerie ist jene Gefechtsfeldwaffe, der man – bezogen auf den jeweiligen Gegner – Gefechtsfeld- Nutzen oder Gefechtsfeld- Selbstmord zuordnen kann / sollte / muss.
Gezogen= Wenn die Kanone nicht selbst fährt, sondern von einem anderen Fahrzeug – z. B. LKW – gezogen werden muss.

Towed Howitzer (Russia – D20 / 152 mm):
 Towed Howitzer / in Position:

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Ein Gefechtsfeld- Radar kann – sobald die Granate die von der Kanone abgefeuert ist – durch die Bewegung / Flugbahn der abgeschossenen Granate den Standort der Kanone rückrechnen.
Wenn das gut funktioniert, dann schießt die Kanone und innerhalb von 5-7 Sekunden wird von einer auf das Gefechtsfeldradar aufgeschalteten Kanone ein Reaktions- Schuss abgefeuert der die Stellung der Kanone zum Ziel hat.
Meist werden mehrere Schüsse auf das Ziel abgegeben (Streuung gibt es immer – hier ist der Wind die unberechenbare Komponente) und deshalb mehrere Schüsse. Dann sollte diese Artillerie- Feuerstelle = Kanone mit Bedien- Mannschaft – zerstört sein.

Wie entkommt man dem? Durch Stellungswechsel – sic!
SELBSTFAHRENDE Rohr- und Raketen- Artillerie ist jene Gefechtsfeldwaffe, der man wohl eine rosige Zukunft voraussagen kann, DENN, sie kann sofort nach dem Schuss wegfahren, einen Stellungswechsel durchführen und so dem Reaktionsfeuer des Feindes entkommen.
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GEZOGENE Rohr- und Raketen- Artillerie ist jene Gefechtsfeldwaffe die genau das NICHT kann.

GEZOGENE Rohr- und Raketen- Artillerie ist jene Gefechtsfeldwaffe die man nach einem Schuss zuerst mal zusammenrichten muss, dann an einen LKW hängen muss – und dann fährt man mal weg.
Das dauert. Bis man damit fertig ist, ist die Kanone schon mehrmals durch Reaktions- Feuer zerstört.

Russland gibt in seinen täglichen Berichten ständig an viele solcher Artillerie- Feuerstellen zerstört zu haben – Bericht vom 22.05.22:
Die Luftabwehr schoss bis zum Mittag 11 ukrainische Drohnen ab, während die Artillerie 76 AFU-Artilleriebatterien ausschaltete, 583 feindliche Truppensammelstellen beschoss und 41 Kommandoposten zerstörte.

Die Lage an den Fronten in der Ukraine ist statisch. Minimale Gelände- Verschiebungen (Gewinne durch Russland) ergeben eine relativ übersichtliche Front.
In so einer Gefechts- Landschaft ist es für Russland sehr einfach entsprechende Gefechtsfeld- Überwachungs- Radare zu installieren / zu betreiben und die angeschlossenen Reaktions- Geschütze zu steuern.
Das ist dann wie auf dem Schießstand – die Tontaube kommt – und als Reaktion wird der Tontauben- Werfer zerschossen.

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Die gezogene Artillerie ist – gegen einen gut aufgestellten Gegner – eigentlich eine Todesfalle.

Russland konnte es sich in Syrien erlauben gezogene Artillerie einzusetzen weil die Türken (mit Ausnahme) ihre Gefechts- Feld- Radar- Daten nicht an die Islam- Extremisten weitergaben.

Russland konnte es sich in der Ukraine erlauben gezogene Artillerie einzusetzen weil die Ukraine (mit Ausnahmen) kein Gefechts- Feld- Radar eingesetzt hat und so kaum präzise Reaktions- Schläge setzen kann.

Die Ukraine kann sich eigentlich den Einsatz von gezogener Artillerie nicht erlauben weil diese nach einem Schuss sofort dem Reaktionsfeuer ausgesetzt ist und sich NICHT durch schnellen Stellungswechseln in Sicherheit bringen kann.

Die USA lieferte M 777:
Leichtes Ziel für das russische Reaktions- Feuer.
Tschechien lieferte (Vz 77 Dana):
Tschechien ging auf die Bedürfnisse der Ukraine ein (schwer für die russische Artillerie zu treffen)

Den USA – wie auch allen NATO- Militärs – ist die vorig dargestellte Situation natürlich voll bewusst.

Manche reagieren darauf – siehe Tschechen- Lieferung / andere sehen es als Daten- Sammel- Chance (siehe US- M777- Lieferung).

Die USA ist dabei intensiv Daten zu sammeln wie denn die russische Reaktions- Artillerie arbeitet. Durch die Analyse von Radar- Aktivitäten der Russen, die die Reaktions- Schüsse auswerten werden Rückschlüsse auf die Effektivität der russischen Artillerie- Reaktion gezogen.
Die Ukraine- Soldaten als Versuchs- Kaninchen im großen Spiel.

Die USA sammeln Daten, die Russen zerstören Artillerie in großem Ausmaß – bedenken sie – jeden Tag ungefähr so eine Meldung:
Russland gibt in seinen täglichen Berichten ständig an viele solcher Artillerie- Feuerstellen zerstört zu haben – Bericht vom 22.05.22:
Die Luftabwehr schoss bis zum Mittag 11 ukrainische Drohnen ab, während die Artillerie 76 AFU-Artilleriebatterien ausschaltete, 583 feindliche Truppensammelstellen beschoss und 41 Kommandoposten zerstörte.

Der Krieg dauert nun 88 Tage – was glauben sie wohl wie viele (vor allem gezogene) Kanonen zwischenzeitlich von der russischen Reaktions- Artillerie zerschossen wurden?
Wie viele davon waren West- Kanonen – die der Westen bewusst schickte, weil er diese Todesfallen selbst nicht mehr verwenden wollte?

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Russisches Counter- Artillery- Radar (nach Ukraine- Angaben wurden schon zahlreiche solcher Systeme durch die Ukraine entweder erobert oder zerstört / Russland, so die meisten West- NATO- Militär- Analysten – dürfte kaum mehr solche Anlagen haben – weil entweder durch die Ukraine erobert, oder durch die Ukraine zerstört).

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Österreich- Ungarn / der C- Zug zum Transport von überschweren Geschützen (30,5 cm / 38 cm / 42 cm)
Die Fahrzeuge / Generator- Fahrzeug und Hänger kamen von Austro- Daimler in Wiener Neustadt (damals im Besitz von Skoda / Chef- Konstrukteur Ferdinand Porsche – sic! -genau – der Porsche), die Kanonen von Skoda (dieser 42cm-Kombination hatte ein Gesamt- Gewicht von über 55 Tonnen – sic!):

Auch auf der Schiene:

Nicht nur auf Straße und Schiene – auch mit 55 Tonnen querfeldein:

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