Titelbild: Die beiden Kandidaten für die Stichwahl zum Türkei- Präsidenten in 2 Wochen.
Dieser Artikel besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil wird die Präsidentenwahl dargestellt, im zweiten Teil die Parlamentswahl.
+++ +++ +++
Die Türkei- Präsidentenwahl
Wahlen in der Türkei – eindeutiger als es von den West- Medien berichtet wurde.
Y
West- Medien haben ein Kopf- an Kopf- Rennen von Erdogan und Kilicdaroglu dargestellt, dass es so gar nicht gab. Typische Fehl- Informations- Kampagne, um der türkischen Wahl- Kommission Unregelmäßigkeiten vorwerfen zu können.
Es gab kein Kopf- an Kopf- Rennen zwischen Erdogan und Kilicdaroglu. Erdogan ist 2,35 Mio. Stimmen vor Kilicdaroglu – was ist da Kopf-an-Kopf- Rennen?
FPI bezieht sich auf Zahlen der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolou – und deren Hochrechnungen – / die u. a. auch von CNN-Türk übernommen wurden.
Entgegen mancher West- Medien- Darstellungen gab es kein Chaos / es war wie immer.
Die zentrale staatliche Wahlkommission sammelte die Ergebnisse / Daten, die dann über die staatliche Nachrichtenagentur Anadolou veröffentlicht wurden.
Y
Die West- Medien- Darstellungen, es habe Unregelmäßigkeiten gegeben, wird gemacht, um den Vorwurf der Wahlfälschung (Erdogan habe die Wahl fälschen lassen) vorzubereiten, der im Rahmen der West- Medien- Planabläufe bereits als Fixum geplant ist.
Es gab 64.190.651 Wahlberechtigte, die Wahlbeteiligung war hoch – sie lag bei 88 %.
+++ +++ +++
Man beachte – es gab drei Kandidaten die noch im Präsidentschafts- Rennen waren – Erdogan, Kilicdaroglu und Ogan.
Ein weiterer Kandidat – Muharrem Ince – hatte kurz vor der Wahl auf seine Kandidatur verzichtet – und seinen Wählern empfohlen Kilicdaroglu zu wählen. Es war so kurz vor der Wahl, dass der Stimmzettel nicht mehr geändert werden konnte – auf dem stand er noch drauf – und wurde auch von 232.932 Wählern noch gewählt (obwohl er seinen Verzicht zu Gunsten Kilicdaroglu erklärt hatte).
Grafik oben / Stimmverteilung in der Türkei selbst (Zahlen oben gesamt= Inland und Ausland / Zahlen unten nur Inland), Grafik unten / Stimmenstärke im Rahmen der Auslands- Türken / jeweils der stärkste Kandidat der Region.
Ergibnis-Chart von CNN
Erdogan hat die Wiederwahl im 1. Wahlgang knapp nicht geschafft – ABER – Erdogan hat seinen schärfsten Konkurrenten / gegen den er in die Stichwahl geht – doch signifikant abgehängt.
Y
Erdogan steht bei 49,35 % der Stimmen / = 26.685.650 Stimmen, Kilicdaroglu bei 45,0 % der Stimmen / = 24.331.227 Stimmen, das bedeutet, Erdogan liegt 4,35 % bzw. 2,35 Mio Stimmen vor Kilicdaroglu.
Es gab wohl ein Kopf- an Kopf- Rennen, und zwar in den beiden Großstadt- Regionen Ankara und Istanbul. Hier waren die jeweiligen Mehrheiten hauchdünn.
Ankara gewann Kilicdaroglu mit 47,31 % (Ince 0,30 %), Erdogan kam auf 46,0 % (Ogan 6,39 %).
Istanbul gewann auch Kilicdaroglu mit 48,55 % (Ince 0,25 %), Erdogan kam auf 46,69 % (Ogan 4,51 %).
Grundsätzlich:
Hätte Ogan seine Kandidatur zurückgezogen (wie Ince), dann hätte wohl Erdogan bereits im 1. Wahlgang die Präsidentenwahl gewonnen / und auch die Großstädte wie Ankara, Istanbul und andere.
+++ +++ +++
WER ist Sinan Ogan? / Ein kurzer Lebenslauf:
Oğan entstammt einer Familie aserbaidschanischer Herkunft. 1989 beendete er sein Studium an der Fakultät für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften der Marmara-Universität. Von 1993 bis 2000 arbeitete er als Prodekan an der Aserbaidschanischen Staatlichen Wirtschaftsuniversität. Ab 2000 war Oğan Mitarbeiter am Zentrum für Eurasische Strategieforschung (Avrasya Stratejik Araştırmalar Merkezi). Im Jahr 2009 erlangte er sein Doktorat in Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen am Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen. Neben mehreren Büchern hat Oğan mehr als 500 Artikel veröffentlicht.
2011 wurde er Abgeordneter des türkischen Parlaments für die MHP. Am 26. August 2015 wurde er aufgrund seiner Kritik an der Partei nach den Parlamentswahlen am 7. Juni 2015 aus der MHP ausgeschlossen, was allerdings nach erfolgreichem Gerichtsverfahren zurückgenommen wurde. Er wurde im März 2017 erneut aus der Partei ausgeschlossen.
Bei der Präsidentschaftswahl 2023 ist er Kandidat des Wahlbündnisses Ata İttifakı.
Y
Sinan Ogan, ein türkischer Präsidentschaftskandidat der Oppositionskoalition Ata. Er ist ein Wissenschaftler mit aserbaidschanisch-türkischen Wurzeln, Absolvent der MGIMO und Mitglied des russischen Diskussionsclubs Valdai.
FPI-Anmerkung: MGIMO ist die Diplomaten- Universität Russlands.
Y
Sinan Ogan ist somit auf genau der gleichen Russen- Nähe aber Neutralität grundsätzlich- Linie wie Erdogan. In der kommenden Stichwahl wird Ogan wohl seinen 5,22 % /= 2,819.651 Wähler-innen empfehlen für Erdogan zu stimmen.
+++ +++
Muharrem Ince hat kurz vor der Wahl auf seine Kandidatur verzichtet, und eine Wahlempfehlung für Kilicdaroglu ausgesprochen. Von manchen ist er trotzdem gewählt worden. Seine Wähler – auf den Stimmzetteln ist er noch gestanden / nicht alle Ince-Wähler haben wohl mitbekommen, dass er nicht mehr kandidiert – also diese 0,43 % / = 232.932 Stimmen / Wähler werden wohl für die Stichwahl von Ince zu Kilicdaroglu geschickt werden.
+++ +++
Entwicklung der Auszählung:
Bis ungefähr 2/3 der ausgezählten Stimmen, war Erdogan in der Stimmenanzahl ca. 2,95 Millionen Stimmen vor Kilicdaroglu. Mit den Auszählungen in den Städten, die dann kamen, wurde dieser Vorsprung etwas dezimiert – aber nicht in dem Maße wie erwartet.
Am Ende blieb ein 2,35 Mio- Stimmen- Vorsprung für Erdogan.
Man hatte gerade in den Städten einen Erdrutsch- Sieg von Kilicdaroglu erwartet – der aber ausblieb.
Kilicdaroglu hat kleine Gewinne gemacht – im Vergleich zur letzten Wahl in den Städten besser abgeschnitten – aber ist weit weg von jenem Erdrutsch, den vor allem West- Medien und Meinungs- Forschungs- Institute vorausgesagt hatten.
Türkei / Parlaments- Wahl
Gleichzeitig mit der Präsidenten- Wahl wurde in der Türkei auch die Parlaments- Wahl abgehalten.
Auch hier hatten Wahl- Beobachter einen Erdrutsch- Sieg der Kilicdaroglu- Allianz (Ittifaki heißt Allianz) vorausgesagt – und das Gegenteil trat ein.
Das türkische Parlament hat 600 Sitze – die absolute Mehrheit liegt also bei 301 Sitzen.
Y
Wie die Graphik zeigt, hat die Cumhur- Ittifaki von Erdogan 49,31 % der Stimmen bekommen / und damit 321 Sitze. Das ist eine komfortable absolute Mehrheit.
Die Millet-Itifaki von Kilicdaroglu bekam 35,19 % der Stimmen / und damit 213 Sitze.
Die Allianz von Erdogan ist somit um 108 Sitze stärker als jene von Kilicdaroglu.