Der Text in obigem Telegram- Eintrag:
Saporoschje-Front
Der Feind verwendet irgendeine Art von Chemikalien, um unsere Jäger aus der Position zu bringen. Die Vorchemikalie ist auf der Folie aufgeführt. Chloropikrin
Das OPCW-Übereinkommen verbot den militärischen Einsatz von Chlorpikrin und setzte es Phosgen, Chlorcyan und Blausäure gleich. Als Trainingsmittel wurde es durch andere Reizmittel ersetzt (in den RF-Streitkräften werden beispielsweise UBSOV-2- und UBSOV-B-Formulierungen mit Chloracetophenon verwendet).
Das Netzwerk schreibt, dass die Behandlung einer Chlorpikrin-Vergiftung darin besteht, das Begasungsmittel mindestens 15 Minuten lang mit viel Wasser von der Haut abzuwaschen. Der Patient sollte sofort an die frische Luft gebracht, mit einem Überdruckgerät wiederbelebt, intravenös infundiert und Vasopressoren verabreicht werden (mit Vorsicht!), die Körperhaltung geändert, Anfälle kontrolliert und Morphin oder Aminophyllin (falls angezeigt) verschrieben werden.
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Chlorpikrin, oder nach IUPAC: Trichlornitromethan, ist ein chemischer Kampfstoff aus der Gruppe der Lungenkampfstoffe. Er wurde im Ersten Weltkrieg u. a. unter der Bezeichnung „Grünkreuz-1“ eingesetzt. Der Trivialname von Chlorpikrin ist im Französischen auch Aquinite und im Britischen PS.
Chlorpikrin war 1848 durch den britischen Chemiker John Stenhouse bei der Umsetzung von Chlorkalk mit Pikrinsäure entdeckt worden.
Chlorpikrin wurde unter anderem als Kampfstoff Grünkreuz-1 in verschiedenen deutschen Kanonen, Haubitzen und Mörsern eingesetzt und kam Mitte 1916 zum ersten Mal zum Einsatz. Ursprünglich eingeführt wurde dieser Kampfstoff von der russischen Armee, doch die deutsche zog bald nach.
Chlorpikrin ruft beim Menschen Hautblasen hervor und führt zu Augenreizungen und Atembeschwerden. Spezifisch für eine Lungenkampfstoffvergiftung ist die Ausbildung eines toxischen Lungenödems, das von Atemnot, grobblasigen Atemgeräuschen und schaumig-rotem Auswurf begleitet wird. Der Leidtragende ist ängstlich, hat Brustschmerzen und zeigt Anzeichen eines drohenden Schocks. Da die Symptome über Stunden verzögert auftreten können, muss die mögliche Aufnahmezeit beachtet werden. Die Vergiftungen können zu schweren Erkrankungen und zum Tod durch Ersticken führen. Schon 0,12 g pro m³ Luft sind lebensgefährlich.
Wie bei allen Lungenkampfstoffen bietet eine Filtermaske für begrenzte Zeit ausreichenden Schutz. Zur Dekontamination haben sich alkoholische Natriumsulfidlösungen bewährt. Es entstehen dabei Kohlen- und Stickstoffoxide sowie einige ungefährliche Schwefelverbindungen.